Der „Welleneffekt“ am Hochzeitstag“
Es war an einem schönen Samstagnachmittag. Mein Team und ich kamen bei der Kirche an, um die Trauungszeremonie zu filmen. Dabei wurden wir von einem sehr wütenden und zornigen katholischen Priester begrüßt. Die Zeit war knapp an diesem besonders typischen Hochzeitstag und alle waren sehr in Eile. Wir hatten nur ein paar Minuten, um unsere Tonaufnahmegeräte einzurichten, ein Mikrofon in das Sakko des Bräutigams zu stecken und das Innere der Kirche zu filmen, bevor wir alle an den dafür vorgesehenen Positionen zum Beginn der Zeremonie sein mussten.
Nur Fakt war, die Braut war immer noch nicht angekommen. Tatsächlich hatte sie ihr Haus, das 15 Minuten entfernt war, nicht verlassen. Der sichtlich verärgerte Priester, der alle 15 Sekunden unaufhörlich seine Uhr kontrollierte, belehrte mich mit einer Flut von abfälligen Kommentaren darüber, daß Fotografen und Videografen grundsätzlich immer an der Verspätung der Braut Schuld seien und ich sollte doch mehr auf die Heiligkeit der Kirche achten und warum es ganz wichtig ist, die Zeremonie pünktlich zu beginnen.
Was der Priester nicht wusste, war, daß die Braut keineswegs wegen Foto- oder Videoaufnahmen zu spät kam. Sie war spät dran, weil ihr Friseur und Make-up Artist, welcher für 6 Uhr morgens gebucht war, sich um 45 Minuten verspätete. Obwohl dies schon vor Stunden geschah und es jetzt schon fast 13 Uhr war, hatten die Stylisten 45 Minuten weniger Zeit, um 9 Brautjungfern plus die Brautmutter und die Braut selbst zu stylen.
Wir Hochzeits-Dienstleister nennen dies den „Welleneffekt“. Dies tritt immer dann ein, wenn eine bestimmte Aktion zu Tagesbeginn – oder wann auch immer – den Rest der sorgfältig geplanten Hochzeitstag-Timeline empfindlich verschiebt. Der traurige Teil dieser „besonderen“ Situation ist, daß die Beamten der Zeremonie, sprich Standesbeamte und Priester :-) nicht nur sehr verärgert und sichtlich aufgeregt sind, sondern der Fotograf und Videofilmer praktisch keine Zeit haben, ordentlich mit der Braut zu arbeiten, bevor sie zur Zeremonie hasten muss. Kein öffnen des Geschenks des Bräutigams vor der Kamera, keine Brautporträts, bevor sie das Haus verlässt, keine Aufnahmen von ihr und den Brautjungfern in ihren tollen Kleidern. Nada.
Hier sind 3 Planungstipps, um den Welleneffekt an Ihrem Hochzeitstag zu vermeiden, damit Sie ihren Hochzeitstag ohne jegliche Hektik und Stress genießen können. Ich persönlich bin seit mehr als 20 Jahre im Hochzeitsgeschäft tätig und dieser Rat ist sicher eine sehr wertvolle und immer noch gültige Information:
- „30 minuten „puffer“ einplanen“ Gilt für jeden:– Wenn jeder 30 Minuten früher eintrifft, braucht keiner zu hasten. Gleich zu Tagesbeginn sollten Sie daran denken, genügend „Leerzeiten“ einzuplanen. Make-up und Hairstylisten, die zu spät kommen, können einen massiven Einfluss darauf haben (wie im obigen Beispiel), wie gut nachfolgende Hochzeitsdienstleister ihre Arbeit ausführen können. Bsp.: Wenn die Angehörigen um 16:30 Uhr zum großen Familienfoto erscheinen sollen – sagen Sie ihnen um 16 Uhr. Es ist besser sie lieber ein paar Minuten herumstehen zu lassen, als wertvolle Zeit zu verschwenden, nur um darauf zu warten, dass alle Leute auch wirklich pünktlich eintreffen.
- Rechnen Sie mit unerwarteten Situationen – Das Wetter, der Verkehr und die Unfähigkeit einiger Leute, pünktlich zu sein, können einen Hochzeitstag stark belasten, besonders wenn die Zeit knapp ist und mehrere Orte im Spiel sind. Wenn es normalerweise 10 bis 15 Minuten dauert, um vom Haus der Braut bis zur Kirche zu fahren – planen Sie lieber 30 Minuten ein. Falls es regnet, rechnen Sie sicherheitshalber nochmals 15 Minuten dazu. Für den Fall von Schlechtwetter am Hochzeitstag (leider kommt dies öfters vor als man denkt, doch keine Sorge, es kann auch romantisch sein…) sollten Sie unbedingt eine alternative Location für Foto- und Videoaufnahmen einplanen. Wenn Sie beabsichtigen Ihren „First-Look“ nicht erst in der Kirche, sondern schon vorher abzuhalten, räumen Sie auch hierfür ca. 20 Minuten Zeit ein, nämlich BEVOR Ihre Gäste am Veranstaltungsort eintreffen, gerade dann, wenn die Gäste Sie erst zur Trauung im Brautkleid sehen sollen. Gäste die während einer Fotosession ankommen, neigen gerne dazu, Sie abzulenken. Denken Sie daran, der First Look-Moment ist etwas ganz spezielles, daher sollte diese Zeitspanne wirklich auch nur der Braut und dem Bräutigam gehören.
- Let it all go – Dies ist der wichtigste Ratschlag, den ich Braut und Bräutigam an ihrem Hochzeitstag geben kann. Sobald der Hochzeitstag kommt … „let it go“. Sie haben all Ihre Aufgaben gemacht und Ihre Mithelfer denen Sie vertrauen stehen bereit. Dies ist nun der Zeitpunkt an dem Sie all Ihre Sorgen und Zweifel abgeben geben sollten und allen anderen das tun zu lassen, was sie am besten können. Ich habe einige Bräute erlebt, die es tatsächlich durch ihren unendlichen Perfektionismus geschafft haben, sich ihren eigenen Hochzeitstag regelrecht zur Hölle zu machen.Es kam vor, daß die Braut während des Gelübtes vor lauter Unkonzentriertheit ihrem Bräutigam nicht einmal mehr ins Gesicht sah. Sie schien sich mehr Gedanken um die Brautjungfern zu machen, ob diese auch an der richtigen Stelle stehen würden. Darunter leidet dann nicht nur die Situation, sondern auch die Emotion welche auf Foto und Hochzeitsfilm unwiederbringlich und für immer festgehalten ist – Darum loslassen und im Moment ankommen. Es kommt, wie es kommt. Genießen Sie Ihren Hochzeitstag.
Wir von Hochzeitsfilm.at lieben Hochzeiten. Wir gehören zu den Top 10 der Hochzeitsvideofilmer des Landes und zu den Top-Hochzeitsteams in Oberösterreich. Es ist uns eine Freude, Sie bei Ihrem schönsten Tag begleiten zu dürfen.